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Die Musik, die Büchse der Pandora des Gedächtnisses

Weniger hypothetisch als die Relativitätstheorie von Einstein, ist das Reisen in der Zeit mit Musik bereits belegt und bewiesen. Alle konnten es schon mal ausprobieren: wenn ein alter, aber geliebter Song ertönt fühlt man sich manchmal wie von Erinnerungen überrollt. Wenn die Melodie nicht an einen präzisen Moment gekoppelt ist, ist es doch häufiger der ganze Kontext des Moments, die Gesichter, die Orte, die Töne und selbst die Gerüche, die uns schlagartig in Erinnerung gerufen werden. Die Titelmusik einer Zeichentrickserie erschafft in uns vielleicht die genaue Konfiguration der Möbel im Haus unserer Eltern, den Duft des in der Küche zubereiteten Essens, das Geplapper der Geschwister, das uns davon abhielt die Musik richtig zu hören usw.

Aber wie kann eine einfache Melodie eine solche Macht über unserer Erinnerung besitzen, wie kann ein Tastendruck ausreichen, um Jahre oder sogar Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt zu werden und ein Bild im Gedächtnis wachzurufen, das man auch „Flashback“ nennt?

Die Playlist von Proust

Dieses Phänomen betrifft ganz besonders Musik, die wir in unserer Kindheit und Jugend gehört haben. Die Wissenschaftler Krumhansl und Zupnick haben dieses Phänomen 2013 identifiziert und “reminiscence bump“ („Erinnerungshügel“) genannt. Das Hören einer Melodie, die als angenehm oder auch als unangenehm empfunden wird, schafft einen sofortigen Effekt wenn sie an diesen Zeitraum gebunden ist, mehr als jede andere Zeit. Nach Meinung von Krumhansl „verleiht die Musik, die von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, unseren autobiografischen Erinnerungen, unseren Vorlieben und unseren emotionalen Antworten Form; es handelt sich dabei um ein Phänomen, das wir Erinnerungshügel nennen.“

Wie ist ein solches Phänomen zu erklären? Der Forscher und Neuropsychologe Hervé Platel erklärte es im Rahmen einer Sendung auf dem Radiosender France Culture folgendermaßen: „Man kann natürlich eine intensive Freude beim Hören einer neuen Sache empfinden. Aber das Team um den Neuropsychologen Robert Zatorre aus Montréal hat es gut im Neuroimaging gezeigt: Selbst wenn man etwas Neues hört, ist das Gehirn währenddessen immer dabei Verbindungen herzustellen: „An was erinnert mich diese Musik? Ah, ja, das ähnelt ja...“ Man ist immer dabei zu versuchen diese neue Information im Hinblick auf vergangene Erfahrungen zu analysieren. Man ist nie ein komplett unbeschriebenes Blatt, selbst wenn es sich um eine neue Musik handelt.“ Unser Gehirn ist also ein echter Nostalgiker, immer in der Vergangenheit nach musikalischen oder kontextuellen Referenzen suchend…

Heilende Anwendungen

Ein solcher Einfluss auf das Nervensystem hat die Wissenschaftler dazu gebracht, über mögliche Anwendungsmöglichkeiten im medizinischen Bereich nachzudenken. Wenn eine Melodie sich dauerhaft in unserem Gedächtnis verankern kann, kann sie dann auch einige schlummernde, kognitive Fähigkeiten, wie sie bei degenerativen Krankheiten wie Alzheimer vorkommen, reaktivieren? Alles deutet darauf hin, denn Studien haben aufgezeigt, dass Patienten in der Lage waren in ihrer Jugend gehörte Melodien zu summen, obwohl sie sich sonst nicht an ihren Vornamen erinnern konnten . Selbst Schlaganfallpatienten gelang dies ebenfalls, während sie sonst von Aphasie (Sprachstörungen) betroffen waren…

Die Auswirkungen auf das Gehirn

Die Erklärung für dieses Phänomen stammt vielleicht vom Weg, den die Musik nimmt, um sich in den Tiefen unseres Gehirns einzunisten. Nachdem die Musik den Gehörgang durchlaufen hat, werden mindestens 250 tausendstel Sekunden benötigt, um die Information im Gehirn zu verarbeiten. Und an diesem Punkt geht ein ganzer Weihnachtsbaum in unserem Gehirn an: Es werden Teile aktiviert, die für Emotionen zuständig sind (das Bedürfnis zu weinen oder vor Freude zu springen), die Bewegungen koordinieren (Lust zu tanzen), die Sprache steuern (Lust zu singen, zu summen) und natürlich das Gedächtnis. Wenn wir also etwas hören, das uns gefällt, wird hier als Tüpfelchen auf dem i eine Dosis Dopamin freigesetzt, dem Glückshormon.

Vor allem betrifft dies die Musik, die automatisch vom Gehirn als Information verarbeitet wird und in unserem Gedächtnis unter „implizit“ verstaut wird. Aus diesem Grund bleiben die mit dieser Musik verbundenen Informationen bei einem Patienten mit Alzheimer verfügbar, obwohl sonst Funktionen, wie das Sprechen, nicht mehr aktiviert werden können.

Und entgegen eines Irrglaubens, dass eine Hemisphäre mehr oder weniger den mathematischen Anteil und die andere eher den künstlerischen Aspekt verwaltet,ist es so, dass die beiden Gehirnhälften beim Hören von Musik aktiviert sind, dabei ist die linke Hälfte, die das Sprachzentrum beherbergt, die die wahrnehmende Analyse durchführt. Sie haben sicherlich verstanden, dass wenn die erste Hemisphäre beschädigt wird, die andere immer noch aktiv sein kann, was bei den oben genannten Patienten der Fall ist.

Haben Musiker ein besseres Gehirn?

Los, ein bisschen Balsam auf die Musikerseele: Ist das Gehirn eines Musikers stärker trainiert und also deshalb besser? Der Forscher Emmanuel Bigand wird vom CNRS folgendermaßen zitiert: „Die Wiederholung der musikalischen Reize trägt zu einem besseren Informationsaustausch zwischen den beiden Hemisphären bei und erhöht die die Anzahl der Neuronen, die vor diese Kommunikation zuständig sind, was wiederum dazu führt, dass die Struktur des Gehirns verändert wird. Bei Musikern sind diese Veränderungen sogar sichtbar, zum Beispiel in anatomischer Sicht: Die höhere Dichte des Balkens (die Verbindung der beiden Hirnhälften) im Vergleich zu Nicht-Musikern.“ Sie wissen also, was Sie zu tun haben!


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